Warum brauchen wir das bedingungslose Grundeinkommen?

 

Die Produktivitätssteigerungen, die mit der industriellen Revolution einsetzten und sich in den folgenden Jahrhunderten fortsetzten und verstärkten, haben zu leistungsfähigeren Volkswirtschaften und einem höheren Lebensstandard ihrer Bevölkerungen geführt.

Das System funktioniert gut in Zeiten materieller Unterversorgung und Aufbauphasen wie dem Übergang von der Agar- zur Industriegesellschaft oder den Jahren nach großen Kriegen. In diesen Fällen ist ein großes Wirtschaftswachstum zu beobachten, das zu steigendem Wohlstand führt.

Dies ist eine Erfolgsgeschichte, die auch dazu führt, dass durch den technologischen Fortschritt eine immer bessere Versorgung der Menschen mit Gütern und Dienstleistungen mit immer geringerem Arbeitsniveau möglich wird. Insgesamt lässt sich ein historisch konstantes Absinken der jährlichen Pro-Kopf-Arbeitsstunden in Deutschland feststellen. Alleine in den letzten 120 Jahren sind diese um die Hälfte gefallen und es ist davon auszugehen, dass sich diese Entwicklung auch in Zukunft fortsetzt.

In Volkswirtschaften mit gesättigten Märkten stagniert die Nachfrage nach Gütern allerdings und es wird zunehmend schwieriger das Wachstum zu erwirtschaften, das allen zu einem guten Leben verhilft.

Als Reaktion setzt in den Unternehmen ein Preiskampf ein, um die Nachfrage durch niedrige Preise künstlich anzukurbeln. In allen Branchen wird daran gearbeitet Arbeitsschritte zu optimieren, Personalkosten durch Rationalisierung, Beschränkung der Löhne und Ausnutzen von Niedriglohn-Jobs und freiwilliger Arbeit („Lohn-Dumping“, „Generation Praktikum“) zu reduzieren oder durch Maschinen zu automatisieren.

 

 

Damit wird eine Abwärtsspirale in Gang gesetzt, denn dies führt zu einem Anstieg der Erwerbslosigkeit, der prekären Arbeitsverhältnisse, der Unterbeschäftigung und damit zu einem Kaufkraftverlust in breiten Teilen der Bevölkerung. Das sorgt einerseits dafür, dass der Druck zur Kostenminimierung in den Unternehmen weiter verstärkt wird und führt zum anderen auch dazu, dass die Ungleichheit der Vermögen in der Gesellschaft zunimmt.

Dabei wäre diese Fehlentwicklung gar nicht notwendig. Die in den meisten Bereichen der Produktion vorhandenen Überkapazitäten zeugen von einem nie dagewesenen Reichtum an Gütern und Dienstleistungen in unserer Gesellschaft. Alleine die Hälfte aller Nahrungsmittel und Medikamente wird heute in Deutschland unverbraucht weggeworfen. Es gibt also kein Produktionsproblem, sondern ein Verteilungsproblem.

Die Verteilung des Wohlstandes auf die Menschen in der Arbeitsgesellschaft, in der wir leben, geschieht hauptsächlich über Erwerbsarbeit. Durch die oben aufgezeigten Entwicklungen lässt sich aber für immer mehr Menschen trotz Fähigkeiten und Bereitschaft kein Arbeitsplatz finden, der ein ausreichendes Einkommen garantiert. Dies erhöht die Gefahr von materieller Armut und die ungleicher werdende Vermögensverteilung gefährdet den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Auch wenn es scheint als seien die Erwerbslosenzahlen seit Jahren stabil so ist der Anstieg doch weitergegangen, nur gibt man sich Mühe ihn zu verschleiern. Wie im Bild zu sehen rechnet ein Maßnahmenkatalog "Arbeitslose" aus der Statistik. Ebenfalls nicht mit eingerechnet sind "Aufstocker" und "Scheinselbstständige", also Menschen, die trotz Vollzeitstelle unterstützende Leistungen erhalten müssen.

Vor diesem Hintergrund ist es durchaus angebracht sich Gedanken über neue Gesellschaftsmodelle wie das bedingungslose Grundeinkommen zu machen. Es könnte die Arbeitswelt komplett verändern. Menschen sind weniger erpressbar, wenn sie die Sicherheit haben das Lebensnotwendige nicht verlieren zu können. Das Grundeinkommen stellt Augenhöhe zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer her und es wird sicherlich zu einer Umverteilung der Arbeit und einer natürlichen Arbeitszeitverkürzung in vielen Bereichen kommen, sodass auch jeder wieder die Chance hat einer menschenwürdigen und erfüllenden Tätigkeit nachzugehen. Zudem werden Tätigkeiten gefördert, die jenseits der Erwerbsarbeit liegen. Familienarbeit, Pflegearbeit oder Ehrenamt sind Beispiele dafür, die mindestens ebenso wichtig für unsere Gesellschaft sind. Der Verlust der Existenzangst kann große, bisher verschüttete Potenziale wecken.

Und so fremd sollte uns ein Grundeinkommen auch eigentlich gar nicht sein. Bereits heute beziehen 6 von 10 Menschen in Deutschland ihr Einkommen aus Transferleistungen oder direkt von Angehörigen.

 

 


Wem nützt das Grundeinkommen?

  • Nichterwerbstätigen!

    Sie werden nicht mehr unter Druck gesetzt, beschuldigt, kontrolliert, drangsaliert und zu fragwürdigen Maßnahmen gezwungen, die keine Perspektive bieten. Sie können frei entscheiden, was sie tun wollen, sich ehrenamtlich engagieren, Selbständigkeit wagen, Projekte starten – mit dem Grundeinkommen im Rücken.

  • Erwerbstätigen!

    Sie können es sich leisten, weniger zu arbeiten, auf die Gesundheit zu achten und gegenüber Arbeitgebern selbstbewusster auftreten. Die Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes wird abnehmen, denn die Existenz bleibt in jedem Fall gesichert.

  • Arbeitgebern!

    Wer mit intrinsischer Motivation arbeitet, leistet mehr, als einer, der bloß arbeitet, weil er etwas verdienen muss. Das beste, was einem Unternehmen passieren kann, ist, dass alle Mitarbeiter freiwillig und motiviert zur Arbeit kommen. Mit dem Grundeinkommen kommen wir dem einen Schritt näher.

  • Familien!

    Eltern haben mehr Zeit für ihre Kinder, da sie es sich leisten können weniger zu arbeiten. Mehr Paare können sich für Kinder entscheiden. Kinder sind kein Armutsrisiko mehr – Alleinerziehende sind besser abgesichert.

  • KünstlerInnen und Kreativen!

    Künstler stehen nicht mehr unter dem Zwang, von ihrer Kunst auch leben zu müssen. Heutzutage wird im Bildungs- und Kulturbereich zuerst gespart. Mit dem bedingungslosen Grundeinkommen (BGE) können sich Kultur und Bildung endlich frei entfalten und unsere Gesellschaft bereichern, was allen zugute kommt.

 


Stell dir vor...

  • ...jeder würde schon von Kindesbeinen an individuell gefördert und ausgebildet und könnte sich nach seinen eigenen Fähigkeiten und Neigungen entwickeln, anstatt sich streng am erwarteten finanziellen Erfolg orientieren zu müssen

  • ...neben einer großen Fülle von Bildungsangeboten gäbe es eine große Zahl von interessanten Tätigkeiten, bei denen sich jeder einbringen kann

  • ...niemand hätte mehr Existenzängste. Denken und Handeln würden nicht vom Gelderwerb beherrscht

  • ...niemand würde mehr schlecht angesehen, weil er keiner Erwerbsarbeit nachgeht, obwohl er kein Vermögen hat

  • ...die Menschen würden nicht mehr arbeiten müssen, um zu überleben, sondern weil sie darin Sinn sehen und Erfüllung finden

  • ...Arbeit, Freizeit, Bildung und Privatleben stünden gleichberechtigt nebeneinander. Jeder könnte selbst bestimmen, wann er wie viel Zeit und Energie für diese Bereiche aufwendet